Heldenzeit: Tschüss, tschüss Karl

Es gibt Menschen, die sich mehr für Mode interessieren als ich. Ja und ich trage sogar ziemlich gern Jogginghosen (zuhause). Das würde Karl Lagerfeld gar nicht mögen. Aber er war für mich ein ganz großer Held, der am 19.02.19 leider verstorben ist. Das ruft nach einer kurzen Heldenzeit.

Der später als Modezar und Kaiser Karl bekannte Modedesigner, Autor und Fotograf Karl Lagerfeld wurde 1933 in Hamburg in eine Fabrikantenfamilie geboren. Er wuchs nicht in Armut auf. Lagerfeld lebte bereits als Jugendlicher mit seiner Mutter in Paris, verabschiedete sich am Telefon oftmals mit einem Hamburg-Style „Tschüss, tschüss“. Er begann früh als Illustrator zu arbeiten, später absolvierte er eine Schneiderlehre nachdem er einen Wettbewerb mit dem Design eines Damen-Mantels gewann. Später brachte er unter dem Namen Roland Karl seine erste Kollektion raus und arbeitete für verschiedene Marken und Modehäuser wie Chloé, Fendie und später Chanel, nicht selten als kreativer Leiter. Insbesondere der Marke Chanel verhalf er zu neuem Glanz.

Er hatte einen speziellen Stil und Markenzeichen – den gepuderten Zopf, die Sonnenbrille, später den Stehkragen, eine Zeit lang einen Handfächer. Schwarz und Weiß drücken sein Stilempfinden aus und dominieren sowohl in seiner Arbeit als Illustrator und Fotograf als auch als Modeschöpfer. Er eckte an, aber er förderte auch Talente und sprach beneidenswert frei von der Leber weg und hat nicht selten Skandale produziert mit seinen Äußerungen über die Vorliebe zu dünnen Models und seiner Meinung zur deutschen Politik. Karl lebte lange mit seinem Partner Jacques de Bascher zusammen bis dieser an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung 1989 starb. Er widmete ihm den Duft Jako und lebte seitdem am liebsten allein. Karl Lagerfeld hat das Geheimnis um sein Geburtsjahr und Alter lange und gut gehütet. Aber im Februar 2019 verstarb er im Alter von 85 Jahren in Neuilly-sur-Seine an den Folgen seiner Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung.

Man kann von ihm, seinen Stil, seinen Meinungen halten was man will. Aber er war ein einzigartiger Typ. Als ich ein Kind war, hatte ich Phasen in denen ich immer mal was bestimmtes sehr lange sehr akribisch gezeichnet habe. Mode war dabei. Ich war noch nicht mal im Teenageralter und das was ich Mode nannte entsprechend bunt, flippig, kindlich. Meine Mutter schickte es aus einer fixen Idee heraus an irgendein Fanpost-Fach. Und es kam eine Antwort zurück. Nicht von irgendwem, sondern von Karl. Man kann nicht behaupten, dass er seine Post nicht liest. Der Brief, der zurück kam, war für mich etwas ganz besonderes. Das Schreiben motivierend und … lieb. Ich war sehr glücklich. Danke, Karl.

Header image photo credit: Adrien Olichon

3 Antworten zu „Heldenzeit: Tschüss, tschüss Karl“

  1. Avatar von Sabine

    Das ist echt klasse 🙂

  2. Avatar von Voidpointer
    Voidpointer

    Eine schöne Geschichte zu einem traurigen Anlass.

  3. […] ich neulich von einem meiner Helden Abschied nahm entstand der Gedanke, mich eben diesen doch mal mehr zu widmen. Den Anfang macht der […]

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