Digital zeichnen lernen 4: Der Mond

Einer meiner Vorsätze war ja sowieso 1. allgemein wieder mehr zu zeichnen und 2. das digitale zeichnen fleißig zu üben, üben, üben. Ja immer fleißig üben ist schon eine feine Sache. Aber manchmal will man auch einfach machen, oder? Das war zumindest der nicht abzuschüttelnde Flitz, der mich Anfang des Jahres gepackt hat. Der Flitz hatte ein Ergebnis.

Zwar war der von Ästen verdeckte Mond vor meinem Fenster das Motiv und Quelle der Inspiration. Aber ich habe nicht wirklich versucht es abzuzeichnen und mir nur lose zum Beispiel genommen. Eigentlich wollte ich einfach nur zeichnen. 🙂 Digital. Und das hat echt Spaß gemacht. Was ich am digitalen Zeichnen eben doch schätze (trotz meiner Vorbehalte) ist wie leicht vollfarbiger und großflächiger Auftrag möglich ist. Man muss sich eben nicht quälen und an riesengroße Fläche Material verschwenden (=ausmalen). Der Nachthimmel war schnell in die richtige Farbe gegossen, den Mond kann man digital ziemlich gut zum Strahlen bringen und die feinen Äste davor zu setzen war anfangs etwas hakelig, hat mich aber den Umgang mit verschiedenen Pinselspitzen in Krita gelehrt. Irgendwann gings dann einfacher und ich fühlte mich weniger eingerostet. Vor Allem aber: es tat unheimlich gut sich einfach ranzusetzen und zu sehen: es klappt. Ich konnte mein Motiv so umsetzen wie ich es mir vorgestellt habe und habe somit seit Jahren mein erstes digital gezeichnetes Motiv, das mir gefällt und das Spaß gemacht hat zu zeichnen. 😀

Erkenntnisse

Die wohl wichtigste Erkenntnis war einfach mal der Inspiration und Motivation zu folgen und: einfach machen. Gibt keine Garantie, dass das immer ein Erfolgserlebnis wird, aber es wäre schon eine Schande zu sagen: nein, ich kann das Motiv jetzt nicht zeichnen, weil ich muss noch Haushalt machen oder nein, ich muss noch Two Value Distillation üben bis ich mal ein richtiges Motiv zeichnen darf. Das wäre wohl der beste Weg keinen Spaß mehr zu haben… .

Die technische Erkenntnis des Tages war allerdings: do not overthink. Oder: nicht zu perfektionistisch veranlagt sein. Ich hätte an den Ästen ewig rumradieren und neu probieren können, aber es ist auch ok es nicht zu zerdenken. Sicherlich habe ich aber auch einige male radiert bis dahin. Zweite technische Erkenntnis: man kann sich dem ersehnten Ergebnis über sehr einfache Mittel und Formen nähern, was auch eine Form „Distillation“ ist. Nur eben nicht die Distillation aus den vorherigen Übungen. Der Mond ist ein Kreis und den Sternenhimmel habe ich mit einem Pinsel gemacht, der „scattered“, also verteilte Klecke macht. Ich würde sagen das tut’s.

Zu den Artikeln der Reihe
Digital zeichnen lernen 1: wie, womit und warum?
Digital zeichnen lernen 2: Erste Übung und Tools kennenlernen
Digital zeichnen lernen 3: Two Value Distillation Übungen

Header image photo credit: Photo by Jerin J on Unsplash

Ob jemand, der aus einem AI Imaging tool wie Dall-E Bilder rauszieht, überhaupt ansatzweise versteht wie erfüllend das ist, wenn man mit den eigenen Fähigkeiten und Händen eine Vision umgesetzt hat? Und etwas erlent und lange geübt hat, was danach wirklich die eigenen Visionen hilft umzusetzen? Auch wenn mein Mond ein einfaches Motiv ist, war das einfach für mich ein riesiges Erfolsgerlebnis. Inzwischen muss man sich im Aufkommen von sogenannter „AI Art“ ja fragen, ob man überhaupt noch was online veröffentlichen will, wenn man gleichzeitig nicht möchte, dass man zum Trainingsset wird. Aber das habe ich schon an anderer Stelle diskutiert und ich sehe jetzt nicht, warum ich meine Freiheiten beschneiden und hier nicht mehr über meine Fortschritte reden soll… . Wie seht ihr das? Wann hattet ihr das letzte Mal nach langem Üben und ein größeres Erfolgserlebnis?

4 Antworten zu „Digital zeichnen lernen 4: Der Mond“

  1. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Mir gefällt das Resultat. 🙂 Wegen AI Art damit aufhören Kunst zu betreiben, wäre meiner Meinung nach schlecht. Ich sehe zumindest nicht wie die Kunst einer KI ohne Bewusstsein so interessant sein kann wie das Werk eines Künstlers.

    1. Avatar von Miss Booleana

      Das macht mir Hoffnung 🙂 Hoffentlich sehen das viele so.

  2. Avatar von Mai Quynh

    Es ist einfach was anderes, wenn man als Künstler:in die möglichen Einstellungen richtig setzt und anwendet, sodass das Werk einem selbst gefällt. Dieses Gefühl, dass man etwas *gelernt* hat und nun das Resultat sieht, ist einzigartig und nicht zu ersetzen. Ich denke, dass ich zuletzt ein ähnliches Gefühl hatte, war bei meinen Fotos und dem Sunny 16-Projekt.

    1. Avatar von Miss Booleana

      Da sagst du was. Es macht Spaß voranzukommen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Aspekt von Kreativität ist, der auch von tollen KI-Tools und deren Anwender:innen nicht so empfunden werden kann..
      Aber wie das eben so mit Lernkurven ist, sind die irgendwann steil, dann lernt man viel und motiviert sich viel selber und dann irgendwann wird der Anstieg schwieriger ^^ Aber das ist noch so ein anderes Thema…

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