Am 23. Januar 2021 war der Tag der Handschrift. Laut kleiner-kalender.de geht es bei dem Tag um folgendes: „Mit diesem Tag soll an eine verlorene Kunst erinnert werden. Der Tag soll an die Ausdrucksfähigkeit von Handschriften erinnern, die im digitalen Zeitalter immer mehr vergessen wird.“ Zwar zeige ich meine Handschrift online nicht, wenn es sich vermeiden lässt (auch ich bin manchmal eine „very private person“), aber da dachte ich sofort an Hand-Lettering. Denn genau das versucht ja Handschriften zu feiern.
(Mein) Hand-Lettering im Wandel der Zeit
Man könnte denken, dass Hand-Lettering seinen Boom nun überstanden hat. Zwar gibt es noch sehr viele großartige Künstler*innen und deren Profile, sowie in Buchhandlungen und Kunstbedarfsläden noch durchaus Handlettering-Ecken, aber Lettering lächelt einem nun inzwischen nicht mehr aus jedem Blog, Vlog und derlei Gedöhns an. Auch hier nicht. Mein letzter Beitrag zu Handlettering geht zurück auf … ähm, Juni letzten Jahres. Ist Hand-Lettering nicht mehr cool? Doch, ich denke schon. Aber ich für meinen Teil bin (so denke ich jedenfalls) sicherer darin geworden. Ich übe es nicht mehr gezielt, sondern wende an. Inzwischen habe ich mir eigentlich sogar einen ganz anderen Stil angewöhnt als noch vor Jahren als ich damit anfing. Blicken wir mal zurück wie (aus meiner heutigen Sicht) wackelig das so angefangen hat. 🙂
Ich glaube ich habe Sicherheit gewonnen und weniger geübt und deswegen weniger gezeigt. Meine Hand-Lettering-Ausflüge beschränkt sich inzwischen auf Anlässe. Grüße, Karten, ein neues Bild soll an die Wand, mein Bullet Journal (ja, das gibt es auch noch). Aber wenn nun schon der Tag der Handschrift ist, schreibe ich mal was.
(Write it!) like disaster
Es wurde das Gedicht One Art von Elizabeth Bishop. Das kam mir als erstes in den Sinn. Es hat sechs Strophen und mein Versuch ist alles andere als perfekt geworden. Ich habe für jede Strophe ein Blatt gebraucht und mindestens drei orthografische Fehler gemacht. ^^ Das passiert mir ja öfter, wenn ich mich zu sehr auf das „Wie“ konzentrieren und es so schön machen will, dass ich nicht mehr aufpasse, was ich schreibe. Aber ich mag es trotzdem und photoshoppe die Fehler nicht raus. Es passt zum Gedicht finde ich. Es ist nicht perfekt, aber ich mag es. Hand-Lettering hat für mich was von „Zen“, von „Abschalten“. Klar, ich kann noch vieles viel besser machen. Aber darum ging es zumindest jetzt gerade nicht.
Und Handschrift im Alltag?
Auch wenn man sich beim Hand-Lettering auf die Form konzentriert und seine Worte weise wählt, ist Handschrift natürlich auch in unserem Alltag verwurzelt. Oder war es? Ich gestehe, dass auch ich vor ein paar Jahren ganz schön eingerostet war. Besonders stark habe ich das gemerkt als ich nach einigen arbeitsintensiven Wochen (Computer-/Büroarbeit) im Urlaub ein kleines Reisetagebuch führen wollte. Es fühlte sich an als müsste ich wieder lernen zu schreiben. Mein Handgelenk war unflexibel, die Finger schienen schneller zu sein als ich wollte, es sah gelinde gesagt richtig kacke aus. Dann fing ich wieder an Tagebuch zu schreiben und später auch ein Bullet Journal (BuJo) zu pflegen. Handschriftlich. (Ja, beides …) Inzwischen geht es wieder. Und das macht mich ganz froh. Es wäre doch komisch, wenn diese kleine Note als Ausdruck unseres Selbst verloren geht!? Etwas was wir eins beim Mensch-werden mit als erstes gelernt haben. Im Zweifelsfall tut es auch der Einkaufszettel. Muss ja nicht gleich Brush-Lettering sein. 🙂
Geht bei euch auch der Trend von der Handschrift weg und tut ihr was dagegen? Oder möchtet ihr das gar nicht? Habt ihr schon mal gezielt „Schönschrift“ geübt? Außerhalb des Kunstunterrichts in der Schule? 😉 Und denkt ihr, dass sich Hand-Lettering totgelaufen hat oder ist das noch „ein Ding“?
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